HB5C01
Hauptgebäude Anfangsjahr 2005 Chemische Ausbildung 1. Grades. So oder so ähnlich sollte die Abkürzung der wohl genialsten Klasse ausgeschrieben heißen.
Diese Klasse sollte sich am 25.08.2005 zum ersten Mal treffen. Damals kannte ich hier keinen so wirklich...klar da gab es eine Verwandtschaft oder das ein oder andere bekannte Gesicht. Für mich, den kleinen Timmy aus dem kleinen Kaff namens Rulle, war alles neu. Wir waren damals 32 einzelne Persönlichkeiten mit dem mehr oder minder gleichem Ziel, nämlich den Abschluss als chemisch technischer Assistent. Die am Tag der Einschulung anfängliche Erleichterung sollte doch am ersten richtigen Schultag auf damals brutalste Art und Weise gedämpft werden. Ich erinnere mich fast so als wäre es gestern gewesen, als wir alle die Plätze eingenommen hatten und unser Klassenlehrer das erste Mal die Anwesenheit kontrollierte. Da stand nun also ein Herr Dr. Klein mit einer Liste in der Hand und rief alle auf. Als er mit der Liste durch war, fragte er, ob denn noch jemand da wäre der nicht genannt worden war. Kurz darauf folgte der Satz den ich persönlich und wie ich glaube einige andere, für immer im Gedächtnis behalten werde:
„Ich brauch mir eure Namen garnicht alle merken-In einem halben Jahr ist eh nur noch die Hälfte da!“
Dieser Satz war so ernst gesagt worden, dass ich ein wenig eingeschüchtert wurde. Ich beschloss zusammen mit meinen Banknachbarn, dass wir, die HB5C01, diesen Spruch am Ende der Ausbildung für falsch erklären würden. Leider sollte es nicht so kommen. Es ist fast schon makaber aber Herr Dr. Klein hatte mehr als Recht. Nach und nach dünnte sich das Feld von 32 Startern systematisch aus. Einige verschwanden im Laufe der Zeit im obersten Stockwerk bei den Friesörinnen, andere stapeln jetzt Gitterboxen, wiederum andere befriedigten ihren drang nach Wanderschaft. Viele jedoch scheiterten bei dem Versuch ausreichende Noten oder weniger Fehltage zu erlangen. So schau ich nun auf meine Liste der Unterstufe und vergleiche sie mit der Oberstufe. Und ich muss feststellen, dass von denen die auch das erste Jahr mit durchlebt haben nur 11 den Kelch des Oberstufenwissens bis zum Schluss geniessen.
Bleiben wir jedoch zunächst in der Unterstufe, im ersten Jahr. Damals glaubten wir alle Ahnung von Chemie zu haben. Wir sollten aber schon im Laufe der ersten Woche eines besseren belehrt werden!! Ich erinnere mich noch an die erste Stunde bei einem Lehrer der genauso lange an der Schule war wie wir. An Herrn Kupzok- er eröffnete seine erste Unterrichtsstunde in Anorganischer Chemie mit folgendem Satz:
„ Vergesst jetzt alles was ihr bisher über Chemie wusstet. Es ist falsch, lückenhaft und voller Vereinfachungen…“ Ich finde dieser Satz erinnert unglaublich an einen Professor aus einem Kinderroman. An Herrn Prof. Snape...er hält im Film eine ähnliche Einführung in sein Schulfach. Ab diesem Zeitpunkt hasste ich persönlich meinen alten Chemielehrer der mir solch ein logisches und fast vollständiges Wissen vorenthalten hat! Kam nun, an der Stelle wo mein alter Chemielehrer mit den Satz geendet hätte: „ Das reicht tiefer geh ich nicht das versteht ihr nicht…“ nun ein: „ nun stellt euch folgendes weiter vor…“. Das erste Jahr war, wie ich glaube nicht nur für mich das Jahr mit den meisten Kopfschmerzen auf Grund von Gehirnkräpfen, die durch intensivstes Nachdenken und vorstellen verursacht worden sind. Leider verschwand dieser Lehrer am Ende der Unterstufe im nirgendwo genauso wie unsere Englisch-Lehrerin und unser Mathe-Lehrer in irgendwelchen Versenkungen.
Wir hatten aber noch, was uns in den folgenden Jahren sehr helfen würde, bei einem Menschen praktischen Unterricht der uns und unser Arbeitsverhalten im positiven Sinne geprägt hat. Ich spreche hier von niemand geringerem als Herrn Peters:
Er war es der uns das gelehrt hat was kein Buch hätte tun können, er zeigt uns wie wir richtig putzen, ein Becherglas schwenken und umfüllen ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Regten wir uns in der Unterstufe noch darüber auf, dass die Mittelstufe alles dreckig machen würde und nichts sauber, sowandeltete sich nach der Pensionierung von Herrn Peters das Bild und wir schimpften über alle Klassen unter uns, dass die vom Putzen und richtigen Umgang mit Laborgeräten absolut keine Ahnung hätten.
In der Unterstufe lernten wir in Praxis zwar Nachweismethoden die längst überholt waren, doch so sind wir in der Lage einen Kationentrennungsgang von Hand durchzuführen (mit unseren Unterlagen) in einer Zeit von 270 Minuten jedoch nur qualitativ und nicht quantitativ, um auf ein Ergebnis zu kommen welches qualitativ und quantitativ in modernen Mitteln in 90 Minuten fertig ist. Trotzdem war die Unterstufenpraxis das was für Männer ein Western ist, es läuft immer nach demselben Schema ab, aber es ist immer wieder spannend.
So endete das erste Jahr und die 15 verbleibenden Schüler trafen sich nach den Sommerferien wieder. Nun teilte sich die Klasse in zwei Lager auf welche jeweils die Praxisgruppen bildeten. Auf Grund des hohen Ausfalles gab es ab sofort eine Dienstags- und eine Freitags-gruppe, das arbeiten in diesen Gruppen schweißte uns noch mehr zusammen. Was dazu führte das sich die jeweiligen Praxisgruppen getrennt von einander aufhielten. Meine Praxisgruppe und ich standen immer an der Laterne unterhalb des Labor’ s … Im absoluten Halteverbot.
Was mir noch spontan zur Mittelstufe einfällt ist das innfreie Sitzen vor Destillationsapparaturen und auf jeden einzelnen Tropfen zu warten. Auch gab es einige interessante Erfahrungen mit bestimmten Chemikalien, was mich ein zweimal in eine Lage versetzte in der ich nicht mehr grade Fahrrad fahren konnte. Ob das nun ein Fehler meinerseits war oder doch der einer ganz anderen Person sei dahin gestellt. Auch stellten sich neue Lehrer bei uns vor; der eine sollte Gesellschaftslehre und Wirtschaftslehre unterrichten das tat er auch mit mäßigem Erfolg aus unserer und seiner Sicht. Ihr wisst schon von wem ich rede es ist unser allseits beliebter Herr Bomholt. Dieses war also der Lehrer der uns für den Rest unserer Schulzeit graue Haare wachsen lassen würde. Ihm stemmte sich aber nun ein nach einschlägigen Frauenmeinungen, junger gut aussehender Lehrer entgegen der uns in AC und OC unterrichten sollte. Wieder ging es in die Vollen und wieder zeichnete sich eine Verringerung der Schüler Stückzahl ab.
Aber nun zurück zu diesem Chemielehrer, er heißt wie ihr bestimmt schon erraten habt Markus Kiehne. Er zeigte uns, dass es so viel Komisches in der Chemie gibt, sodass man die gar nicht so eng sehen muss. Und so hatten wir doch trotz des hohen Lernpensums spaß an der Sache. Was dazu führte das auch der Umgang mit dem Biolehrer informativ dabei aber locker und fröhlich von statten ging. Und ehe man es sich versah war auch die Mittelstufe geschafft von den 15 Schülern blieben jedoch nur noch 12. Nun kamen aber gleich zu beginn der Oberstufe zwei neue Gesichter in die Klasse- nämlich Dennis und Marco. Sodass 14 Schüler die Oberstufe meistern wollten.
Erwähnenswert ist zur diesem Zeitpunkt noch, dass noch zwei weitere Schüler in der Liste geführt wurden, damit die Einteilung in zwei Praxisgruppen bestehen bleibt. Da es ja die bekannte Regelung gab, dass sich bis zu 14 Schüler gleichzeitig im Labor befinden können ohne sich Gegenseitig zu behindern. Diese Regelung war jedoch wie einige andere, ich erinnere an die Regelung das ein Lehrer nicht länger als 6 Schulstunden bei derselben Klasse unterrichten darf oder der Regelung, dass keine Stunden ausfallen dürfen und man dann stattdessen (wie es viel zu oft vorgekommen ist) Wirtschaftslehre als Ausgleichunterricht bekommt anstatt eines Faches in dem es Ausfälle gegeben hat. Diese Unterrichtstunden zählen jedoch nicht als richtige Unterrichtseinheiten, da ja sonst ein Achtstündiger Vortrag über die kranken Ideen von irgendwelchen Wirtschaftsweisen undenkbar wären.
War die erste Hälfte des Schuljahres doch noch sehr locker stieg spürbar von Tag zu Tag die Gewissheit, dass es bald Prüfungen geben würde und allmählich merkte man ein Unbehagen unter den Schülern! Einige Schüler bekamen bei dem Gedanken, dass sie noch nichts für die Prüfungen gelernt hatten, der kalte Angstschweiß. Viele konnten sich aber gegenseitig im Gespräch diese Angst nehmen in dem sie feststellten, das fast alle noch nichts getan haben.
Das erste Halbjahr verflog schneller als der Gestank von H2S im Abzug. Unaufhaltsam schritten die Vornoten und die Prüfungen in greifbare Nähe. Mit der Zeit wurden einzelne Feinheiten sichtbar die Fragen aufwarfen. Diese Fragen wurden samt den Klarheiten beseitigt. Allmählich verstanden auch die Letzten, dass es jetzt drauf ankommen würde.
Und endlich kam der große Tag, die Vornoten wurden bekannt gegeben und alle die zugelassen werden wollten wurden auch zugelassen. Es folgten einige Tage des Lernens bis zur Extase.
Schließlich kam der Tag der ersten Prüfung, es war die Prüfung im Fach Deutsch, alle kamen überpünktlich zum Klassenraum und suchten ihre Plätze, alle? Nein, Edin traf vollkommen fertig drei Minuten vor der Prüfung auf.
Es folgte am nächsten Tag die Englischprüfung es war ein Freitag und es war warm, alle wollten lieber Wirtschaftsunterricht haben als bei diesem Wetter Prüfungen zu schreiben. Um 11 Uhr wurden wir dann mehr oder Verstört in das Wochenende entlassen. Um es klar auszudrücken man hätte mindestens noch zwei Tage mehr gebracht um wieder die ruhe weg zu haben. Leider setze sich die Prüfungswoche am Montag früh weiter fort, mit Mathematik. Ich persönlich habe keinen einzigen Prüfling gesehen der mit gutem Gewissen aus dem Raum gegangen ist. Ich muss dazu sagen ich war nicht der letzte nach mir gab noch Mr. Scott seine Arbeit ab. Es folgten Anorganische Chemie und Physikalische Chemie in welcher Reihenfolge weiß ich nicht mehr. Gut am Mittwoch war ich so arg durch den Wind hätte man mir ein Elefanten für eine Maus verkauft hätte ich es geglaubt.
Am Donnerstag war irgendein Feiertag ich weiß nicht genau welcher für mich war es die Chance noch mal für diel letzte Prüfung in Physik alles aber wirklich alles zulernen. Es half irgendwie nichts denn als ich die Prüfungsaufgaben in Physik am nächsten Tag gesehen habe war alles weg.
In der folgenden Woche wurden für die praktische Prüfung noch extra zwei Übungstage unter Prüfungsbedingungen eingerichtet. Nach einander schrieben die Praxisgruppen ihre Prüfungen. Einige mussten dort echt durch die Hölle gehen, da die empfindlichen Messgeräte vom Lehrer auf das gröbste verstellt wurden. Trotzdem bestanden alle die Prüfung es hat einige Nerven gekostet aber alle haben die Prüfung gut gemeistert. Es gab zwar bei dem ein oder anderen Abzüge in der B-Note, dass ist aber zu vernachlässigen.
Die Erlösung war komplett als dann am nächsten Dienstag die Bestätigung kam, dass alle die Prüfungen bestanden hatten und keiner in die mündlichen Prüfungen musste. Die Erleichterung war allen ins Gesicht geschrieben. Alle gingen feiern und freuten sich auf die Abschlussfeier.
Ihr habt hier nun gelesen wie ich die drei Jahre am Leo Sympher Berufskollage in Minden erlebt habe. Klar jeder verbindet mit dieser Zeit seine ganz eignenden Geschichten und Momente, ich jedoch hoffe wenn Ihr euch diesen Text später noch einmal zu Gemüte führt an diese Zeit zurück denkt und euch freut das Ihr dabei gewesen seit.
Ich möchte euch zum Schluss danken, für diese tollen Jahre die ich nicht missen möchte. Ihr habt mir gezeigt, dass die Welt hinter Icker noch weiter geht. Danke für die schöne, lustige, geistreiche, erfahrungsreiche Zeit.
Vergesst mich nicht so schnell, ich werde euch auf jeden fall nicht vergessen.
Bleibt so wie Ihr seid, denn so wie Ihr seid, seid ihr genau richtig.
Mit freundlichem Gruß,
Tim Hellmich